Kann man trotz Schimmel im Schlafzimmer schlafen? 6 wichtige Fakten

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Kann man trotz Schimmel im Schlafzimmer schlafen

Bei Schimmel im Schlafzimmer kann es oft einige Zeit dauern, bis dieser vollständig beseitigt ist.

Doch nicht immer ist für diesen Zeitraum eine alternative Schlafmöglichkeit vorhanden.

Ist es deshalb möglich, temporär in einem Schlafzimmer mit Schimmel zu schlafen?

Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen besteht für grundsätzlich gesunde Menschen kein akutes Gesundheitsrisiko durch Schimmelpilzsporen in der Atemluft.

Wann Sie eventuell zeitweise in einem Schlafzimmer mit Schimmel schlafen können – und wer das auf keinen Fall tun sollte – erfahren Sie jetzt.

1. Was passiert, wenn man in einem Zimmer mit Schimmel schläft?

Die gute Nachricht vorab: nach aktuellem Kenntnisstand der Wissenschaft und Medizin besteht für gesunde Menschen keine akute Gesundheitsgefahr durch Schimmel im Schlafzimmer (mehr dazu hier).

Zu diesem Fazit kommt unter anderem eine Studie einer Gruppe von Mikrobiologen und Mykologen vom Umweltbundesamt sowie weiteren Gesundheitsexperten.

Das mag Sie zunächst überraschen, denn beim Thema Schimmel im Schlafzimmer sorgen leider noch immer unseriöse Informationen für Angst und Beunruhigung.

Fakt ist jedoch: Schimmelpilze gehören zu unserem Leben dazu. Wir sind ständig und überall von ihnen umgeben und atmen sie somit auch regelmäßig ein.

Beispielsweise kommen Sie bei jedem Spaziergang durch den Wald oder über ein Feld mit einer Vielzahl von Schimmelpilzsporen in der Atemluft in Kontakt.

Sollten Sie jedoch Schimmelwachstum an den Wänden oder Tapeten Ihres Schlafzimmers feststellen, gibt es also keinen Grund, gleich in Panik zu verfallen.

Solange Sie nicht zu einer gefährdeten Person in Gruppe zählen (mehr dazu im nächsten Abschnitt), besteht in der Regel keine akute Gesundheitsgefahr.

Studien haben zwar einen Zusammenhang zwischen Schimmelpilzsporen in der Raumluft und gewissen gesundheitlichen Beschwerden gefunden. Dazu zählen vor allem allergische Reaktionen sowie Atemwegsbeschwerden.

Diese treten jedoch keineswegs bei jedem Menschen auf. Auch ob und wann überhaupt sie auftreten, ist ebenso unklar.

Des Weiteren werden oft unspezifische Beschwerden wie etwa Kopfschmerzen oder Müdigkeit mit dem Vorhandensein von Schimmel im Schlafzimmer in Verbindung gebracht.

Allerdings ist es praktisch nie möglich, diese Symptome zweifelsfrei auf den Schimmel im Schlafzimmer zurückzuführen. 

2. Wer sollte keinesfalls im Schlafzimmer mit Schimmel schlafen?

Für folgende Personengruppen besteht ein teils erhebliches Gesundheitsrisiko bei Schimmelpilzsporen in der Atemluft:

  • Personen mit einem geschwächten Immunsystem
  • Personen mit Schleimhauterkrankungen
  • Asthmatiker
  • Personen mit Mukoviszidose

Diese vier Personengruppen nennen die Autoren der eingangs genannten Studie explizit als besonders gefährdet.

All diese Personen dürfen keinesfalls in einem Schlafzimmer schlafen, in dem Schimmelwachstum bekannt ist.

Das könnte nämlich zu teils lebensgefährlichen Pilzerkrankungen bei ihnen führen, weshalb eine Exposition gegenüber Schimmelpilzen bei diesen Personen grundsätzlich so weit wie möglich zu reduzieren ist.

Ob ein individuell erhöhtes Risiko bei Schimmelpilzen vorliegt, muss im Einzelfall jeweils von einem Arzt beurteilt werden.

Pauschalaussagen sind dazu in jedem Fall grundsätzlich nicht möglich und wissenschaftlich nicht haltbar.

Ob es bei diesen besonders gefährdeten Personen ausreicht, lediglich das schimmelpilzbelastete Schlafzimmer zu vermeiden, oder ob sie sogar den gesamten Haushalt meiden sollten, muss ebenfalls von einem Arzt eingeschätzt werden.

Grundsätzliche gilt natürlich dennoch: niemand sollte dauerhaft in einem schimmeligen Schlafzimmer schlafen.

Letztendlich ist Schimmel nämlich immer ein Hygieneproblem und sollte schon alleine deshalb nicht toleriert werden – unabhängig von möglichen Gesundheitsrisiken.

3. Kann man im Schlafzimmer schlafen, wenn die Schimmelfläche nur klein ist?

Wie im vorigen Abschnitt erklärt, ist das Schlafen in einem mit Schimmel belasteten Schlafzimmer für besonders gefährdete Personen grundsätzlich stets Tabu.

Für alle anderen, grundsätzlich gesunden Personen stellt sich jedoch meist die Frage, inwiefern die Größe des Schimmelbefalls wichtig ist.

Zwar planen die wenigsten Menschen, dauerhaft in einem schimmeligen Schlafzimmer zu schlafen.

Allerdings vergeht oft etwas Zeit, bis der Schimmel aus dem Schlafzimmer beseitigt wurde, und in der Zwischenzeit stehen nicht immer Ausweich-Schlafzimmer zur Verfügung.

Es liegen zwar keine Studien dazu vor, inwieweit die Größe der von Schimmelwachstum betroffenen Fläche eine Rolle spielt.

Zudem existieren – wie eingangs bereits erwähnt – keine medizinischen Erkenntnisse zu einer Dosis-Wirkung-Beziehung.

Es lässt sich jedoch die Vermutung anstellen, dass eine relativ kleine Fläche (nur wenige Quadratzentimeter) weniger bedenklich ist, als wenn großflächig Schimmel im Schlafzimmer vorhanden ist.

Denn selbst dann, wenn für eine Person kein konkretes Gesundheitsrisiko daraus resultieren sollte, so ist es dennoch ein Hygieneproblem – was mit zunehmendem Schimmelbefall entsprechend größer wird.

Zudem kommt, dass Schimmelbefall im Schlafzimmer oftmals mit einer Geruchsbelästigung einhergeht, die oftmals umso stärker ist, je größer der Schimmelbefall ist.

4. Hängt die Entscheidung von der Art des Schimmels ab?

Nein, die Art des Schimmels spielt nach aktuellen wissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnissen keine besondere Rolle (mehr dazu hier).

So bestätigt Regine Szewzyk, Mikrobiologin vom Umweltbundesamt, in einem Interview mit dem Spiegel, dass heutzutage alle Schimmelpilzarten gleichermaßen hinsichtlich ihrer potentiellen Gesundheitsgefahr beurteilt werden.

Insofern ist die lange Zeit gemachte Annahme, dass schwarzer Schimmel besonders gefährlich sei, mittlerweile veraltet und wissenschaftlich nicht haltbar.

5. Was, wenn ich während der Nacht gut lüfte?

Wenn Sie während der Nacht für ausreichend Frischluft sorgen, können Sie dadurch tatsächlich die Konzentration von Schimmelpilzsporen in der Raumluft reduzieren.

Dieser Effekt hängt natürlich maßgeblich davon ab, wie hoch die Schimmelpilzkonzentration in der Außenluft ist sowie von der Stärke des Luftaustausch.

Natürlich sollte dieses Vorgehen nur als Übergangsmaßnahme dienen, bis der Schimmelpilz im Schlafzimmer beseitigt wurde.

Außerdem sollten Sie unbedingt die wichtigen vorab gesagten Dinge dabei beachten:

Erstens müssen besonders gefährdete Personen stets jegliche unnötige Schimmelpilzexposition vermeiden – einfaches Lüften während der Nacht ist dafür keine geeignete Maßnahme.

Zweitens ist wissenschaftlich wie gesagt kein Zusammenhang zwischen der Konzentration von Schimmelpilzsporen in der Atemluft und möglichen Gesundheitseffekten bekannt.

Alleine aus Gründen der Vorsicht kann es jedoch auch bei gesunden Personen dennoch sinnvoll sein, die Konzentration von Schimmelpilzsporen im Schlafzimmer durch Lüften zu verringern.

6. Spielt die Raumgröße eine Rolle?

Die Größe Ihres Schlafzimmers spielt eine untergeordnete Rolle bezüglich der Konzentration von Schimmelpilzsporen in der Raumluft.

Natürlich ist es zwar so, dass die Sporenkonzentration in einem großen Raum geringer sein könnte als in einem sehr kleinen Schlafzimmer.

Wie bereits gesagt ist wissenschaftlich jedoch völlig unklar, ob und inwiefern die Konzentration von Schimmelpilzsporen in der Atemluft einen Effekt auf die menschliche Gesundheit hat.

Insofern bedeutet das zweierlei: erstens müssen gefährdete Personen selbst in einem sehr großen Schlafzimmer stets das Einatmen der Raumluft vermeiden.

Zweitens bedeutet es auch für gesunde Personen, dass die Ursache des Schimmelwachstums abgestellt werden muss.

Fazit: aus praktischer Sicht spielt die Raumgröße des Schlafzimmers bei Schimmelbefall keine entscheidende Rolle, da die Verhaltensweisen und notwendigen Maßnahmen stets die gleichen sein sollten wie bei einem kleineren Schlafzimmer.

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