Ab wann ist Schimmel im Schlafzimmer gefährlich? 5 wichtige Antworten

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Ab wann ist Schimmel im Schlafzimmer gefährlich

Zu Schimmel im Schlafzimmer werden leider jede Menge Falschinformationen und Angst verbreitet.

Deshalb sehen wir uns in diesem Artikel an, was die Medizin und Wissenschaft heutzutage dazu tatsächlich weiß.

Kurzum: Schimmel im Schlafzimmer stellt zumindest immer ein Hygieneproblem dar und sollte schon alleine deswegen umgehend beseitigt werden.

Aus dem Vorhandensein von Schimmel im Schlafzimmer jedoch pauschal ein Gesundheitsrisiko abzuleiten ist unseriös und wissenschaftlich schlichtweg nicht haltbar.

Was Sie über Schimmel im Schlafzimmer wissen müssen und ob oder wann er möglicherweise eine Gesundheitsgefahr darstellt, erfahren Sie jetzt.

1. Wann wird Schimmel im Schlafzimmer gefährlich?

Wenn Sie zu möglichen Gesundheitsgefahren durch Schimmel im Schlafzimmer im Internet recherchieren, wird Ihnen fast überall der Eindruck vermittelt, als würde dadurch stets ein mehr oder weniger großes Gesundheitsrisiko drohen.

Fakt ist jedoch: Aus wissenschaftlicher und medizinischer Sicht ist es schlichtweg so gut wie nie möglich, pauschale Aussagen zum Gesundheitsrisiko aufgrund von Schimmelpilzbefall im Schlafzimmer zu machen.

Das geht eindeutig aus der Studie einer Gruppe von Mikrobiologen, Mykologen und Gesundheitsexperten vom Umweltbundesamt hervor.

Darin bestätigen die Autoren der Studie, dass beim Thema Schimmelbefall leider noch immer zu oft Verunsicherung und Angst unter den Betroffenen verbreitet wird.

Mehrere epidemiologische Studien belegen zwar tatsächlich, dass Feuchtigkeit und Schimmel im Wohnraum gesundheitliche Auswirkungen haben kann.

Allerdings ist bisher völlig unbekannt, welche Mikroorganismen genau für mögliche Gesundheitsreaktionen verantwortlich sind.

Bei Schimmel und Feuchtigkeit im Schlafzimmer kommen nämlich stets eine große Menge an Mikroorganismen gleichzeitig vor (Bakterien, Milben und viele andere Mikroben).

Ebenso gibt es keinerlei wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zwischen der Höhe der Schimmelpilzkonzentration in der Raumluft und möglichen gesundheitlichen Auswirkungen.

Auch andere Studien haben bereits bestätigt, dass schlichtweg kein Zusammenhang zwischen Dosis und Wirkung in Bezug auf mögliche Beschwerden bekannt ist.

Die Experten weisen weiterhin darauf hin, dass in vielen bautechnischen Gutachten bei Schimmelbefall oft pauschale Aussagen zu möglichen Gesundheitsgefahren gemacht werden.

Solche allgemeinen Aussagen sind jedoch medizinisch gar nicht möglich und deswegen unzulässig – und sollten deshalb vermieden werden.

Ob ein tatsächliches Gesundheitsrisiko besteht, kann nämlich ausschließlich von einem Arzt abgeklärt werden, welcher das Risiko aufgrund der individuellen Disposition der betroffenen Person beurteilt.

Leider werben jedoch noch immer einige Gutachter und Labors damit, durch Messung und Bestimmung der Schimmelpilzart sowie der Konzentration in der Raumluft daraus ein Gesundheitsrisiko ableiten zu können.

Mediziner und Wissenschaftler sind sich jedoch einig: erstens sind solche pauschalen Aussagen schlichtweg unmöglich und damit unseriös.

Denn wie – und ob überhaupt – ein Mensch auf Schimmelbelastung in der Atemluft reagiert, ist höchst individuell und kann sich zudem über die Zeit verändern.

Genau deshalb ist es medizinisch gar nicht möglich, pauschale Rückschlüsse aus dem Vorhandensein von Schimmel in der Atemluft auf mögliche Gesundheitsfolgen zu ziehen.

Zum anderen geht damit nur wertvolle Zeit verloren, die besser zur Beseitigung des Schimmels genutzt werden sollte.

2. Verursacht Schimmel gesundheitliche Beschwerden?

Einerseits haben zahlreiche Studien – beispielsweise die der Weltgesundheitsorganisation – bereits einen Zusammenhang zwischen Schimmelpilzsporen in der Atemluft und allergischen Reaktionen sowie Atemwegsbeschwerden hergestellt.

Auf der anderen Seite belegen immer mehr Studien, dass es extrem schwierig bis unmöglich ist, einen ursächlichen Zusammenhang zwischen gesundheitlichen Beschwerden und dem Vorhandensein von Schimmel in der Wohnung herzustellen.

Ausgenommen davon sind nachweislich insbesondere Personen mit einem unterdrückten oder geschwächten Immunsystem sowie Asthmatiker und Allergiker durch Schimmel gefährdet.

Bei diesen Personen gilt es stets, eine Exposition gegenüber Schimmel in der Wohnung unbedingt zu vermeiden.

Doch wie sieht die Gefährdung bei allen anderen, grundsätzlich gesunden Menschen aus?

Atemwegsinfektionen, allergische Reaktionen sowie Schleimhautreizungen oder unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit oder Unwohlsein werden oft schnell mit Schimmelsporen in der Wohnung in Verbindung gebracht.

Das Problem: diesen Zusammenhang zwischen Beschwerden und den Schimmelsporen herzustellen ist im Einzelfall sehr schwierig oder gar nicht möglich.

Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass wir ohnehin ständig Schimmelpilzsporen ausgesetzt sind (schließlich sind sie in unserer Umwelt allgegenwärtig), lässt sich die Ursache möglicher Beschwerden praktisch nie sicher auf Schimmel in den eigenen vier Wänden zurückführen.

Denn wer kann schon mit Sicherheit ausschließen, dass es nicht die beim Spaziergang durch den Wald oder über das Feld eingeatmeten Pilzsporen oder Mikroben waren, welche die Beschwerden ausgelöst haben?

Insofern lassen sich im Grunde 2 Dinge festhalten:

Erstens ist bei pauschalen Aussagen zur Gesundheitsgefahr von Schimmel im Schlafzimmer große Vorsicht geboten – denn die Medizin weiß mittlerweile, dass solche Aussagen fast nie möglich sind.

Zweitens gilt alleine schon aufgrund des Vorsichtsprinzips, Schimmel im Schlafzimmer nicht zu tolerieren.

Schließlich ist er zumindest immer ein Hygieneproblem und sollte umgehend beseitigt und seine Ursache abgestellt werden.

3. Hängt die Gefahr von der Art des Schimmels ab?

Lange Zeit dachte man, dass bestimmte Arten von Schimmel im Schlafzimmer gefährlicher wären als andere.

Insbesondere schwarzer Schimmel hatte lange einen schlechten Ruf und stand im Verdacht, besonders gesundheitsschädlich zu sein (was auch heute noch oft behauptet wird).

Doch wie auch zur möglichen Gesundheitsgefährdung durch Schimmel allgemein kann die Medizin und Wissenschaft erst recht zu den spezifischen Schimmelarten keine genauen Aussagen machen.

Deshalb schreiben heutzutage seriöse Wissenschaftler und Mediziner bestimmten Schimmelarten keine höhere oder niedrigere Bedeutung zu als anderen Arten.

Das bestätigt auch Regine Szewzyk, Mikrobiologin beim Umweltbundesamt, gegenüber dem Spiegel in einem Interview: heutzutage werden alle Schimmelarten gleichermaßen bewertet bezüglich ihrer potentiellen Gesundheitsgefährdung.

Das ist übrigens genau der Grund, weshalb die Autoren der wissenschaftlichen Studie speziell darauf hinweisen, dass bei Gutachten und Messungen die Bestimmung und Analyse der genauen Schimmelart fast immer unnötig, wenig hilfreich und nicht zu zielführend ist.

4. Wer ist besonders gefährdet durch Schimmel im Schlafzimmer?

Die Autoren der Studie nennen folgende vier Personengruppen, die nachweislich besonders gefährdet sind durch Schimmelpilze in der Raumluft:

  • Asthmatiker
  • Personen mit einem geschwächten Immunsystem (Immunsuppression)
  • Personen mit Mukoviszidose 
  • Personen mit Grunderkrankungen der Schleimhäute 

All diese Personengruppen sind nachweislich mehr oder weniger stark durch die Exposition gegenüber Schimmelpilzen in der Atemluft gefährdet.

Je nach individuellem Risiko kann es bei solchen Personen unter Umständen sogar zu möglicherweise lebensbedrohlichen Situationen kommen.

Deshalb ist für all diese Personen der Aufenthalt in einem mit Schimmel belasteten Schlafzimmer (oder anderen Innenraum) unbedingt zu vermeiden.

Die gute Nachricht: die Experten bestätigen, dass nach heutigem Kenntnisstand für alle anderen Personengruppen keine akute Gesundheitsgefahr durch Schimmelpilzbefall im Schlafzimmer droht.

Nichtsdestotrotz weisen sie darauf hin, dass auch für grundsätzlich ungefährdete Personen Schimmelpilz im Schlafzimmer dennoch ein Hygieneproblem darstellt und deswegen umgehend saniert werden muss.

5. Ab wann ist Schimmel im Schlafzimmer sichtbar?

In der Regel wird Schimmel in den kältesten und feuchtesten Bereichen des Schlafzimmers zuerst sichtbar.

Es ist jedoch durchaus möglich, dass der Schimmel zunächst unsichtbar hinter Möbeln oder der Tapete verborgen bleibt.

In der Regel wird der Schimmel zuerst an der Seite wachsen, wo er genügend Feuchtigkeit vorfindet.

Mehr dazu, ob Schimmel zuerst auf oder hinter der Tapete wachsen wird, erfahren Sie übrigens hier.

Falls der Schimmel längere Zeit im Verborgenen wächst, kann oft ein Geruchsproblem einen ersten Hinweis geben.

Allerdings ist auch hier wiederum Vorsicht geboten, denn aus einer Geruchsbelästigung lässt sich nicht immer zwangsläufig auf das Vorhandensein von Schimmel schließen.

Den auch viele andere Mikroben, Bakterien oder Milben können bei Feuchtigkeit im Schlafzimmer zur Entwicklung von Gerüchen führen – ohne, dass zwangsläufig Schimmel die Ursache dafür sein muss.

Gleiches gilt natürlich genauso für eventuell vorhandene Beschwerden oder Unwohlsein.

Diese können zwar einen Hinweis auf Schimmelbelastung in der Atemluft sein, stellen aber keinen verlässlichen Nachweis dar.

Und genau hier kann übrigens die technische Messung von Schimmelpilzsporen sinnvoll zum Einsatz kommen:

Sie dient nämlich ausschließlich dazu, das Vorhandensein von Schimmelpilzsporen festzustellen – und nicht etwa, daraus etwaige Gesundheitsrisiken abzuleiten.

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