Nasse Wäsche als Luftbefeuchter? Was Sie wissen sollten

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Nasse Wäsche als Luftbefeuchter

Aus nasser Wäsche verdunsten beim Trocknen erstaunliche Mengen Wasser – lässt sich das nicht zu unserem Vorteil als Luftbefeuchter nutzen?

Tatsächlich lässt sich der heimische Wäscheständer problemlos zum Luftbefeuchter umfunktionieren und funktioniert sogar äußerst gut – möglicherweise sogar zu gut.

Wie Sie Ihre nasse Wäsche zur Luftbefeuchtung richtig nutzen, und was Sie dabei beachten müssen, erfahren Sie jetzt.

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Funktioniert nasse Wäsche als Luftbefeuchter?

Ja, nasse Wäsche in Innenräumen zu trocknen ist eine unglaublich effektive Möglichkeit, die relative Luftfeuchtigkeit des Raumes zu erhöhen.

Tatsächlich ist diese Vorgehensweise sogar so effektiv, dass Sie damit schnell übers Ziel hinausschießen können und die Luftfeuchtigkeit möglicherweise weit mehr erhöhen als notwendig oder gewollt.

Entscheidend dafür, wie schnell und wie stark Ihre nasse Wäsche die relative Luftfeuchtigkeit in Ihrem Zimmer erhöht, sind im Wesentlichen folgende Faktoren:

  • die absolute Wassermenge in der Wäsche
  • die Raumtemperatur
  • die anfängliche relative Luftfeuchtigkeit im Raum
  • die Raumgröße (Raumvolumen)

Sehen wir uns dazu also die physikalischen Grundlagen an, um die Zusammenhänge besser zu verstehen.

Im folgenden Diagramm sehen Sie, wie viel Wasser bei einer gegebenen Temperatur zur welcher relativen Luftfeuchtigkeit führt (für Raumtemperaturen ist vor allem das rechte Diagramm relevant):

Aus dem Diagramm können wir für 20°C Raumtemperatur folgende interessante Datenpunkte auswählen, die für unsere Überlegung hilfreich sind:

relative LuftfeuchtigkeitWassergehalt der Luft (g/m³)
100%17
80%14
60%10,5
40%7
20%3,5
Wassergehalt und relative Luftfeuchtigkeit bei 20°C

Nehmen wir also einmal an, dass Sie viel zu niedrige 20% Luftfeuchtigkeit in Ihrem Zimmer messen, in dem 20°C herrschen.

Sie wollen daher verständlicherweise die relative Luftfeuchtigkeit in einen angenehmeren und gesünderen Bereich von 40-60% bringen und entscheiden sich deshalb dazu, Ihre nasse Wäsche dort zu trocknen.

Die Frage ist nun: wie stark wird sich die Luftfeuchtigkeit durch Ihre nasse Wäsche erhöhen?

Je nach Gewicht, verbleibender Restfeuchte nach dem Schleudern sowie der Saugfähigkeit der Textilien, kann nasse Wäsche zwischen 1-4 Liter Wasser enthalten.

Nehmen wir weiterhin ein Zimmer mit einem Volumen von 60m³ an, was 20m² Fläche bei einer üblichen Raumhöhe von 2,4m entspricht.

Wenn nun in diesem Raum ein Liter Wasser aus der Wäsche verdunstet, verteilen sich also diese 1.000g Wasser in 60m³ Raumluft, was die Feuchtigkeit pro m³ um 16,7g erhöht (1000g / 60m³ = 16,7g/m³).

Wie Sie anhand unserer Tabelle von weiter oben leicht sehen können, liegt die maximale Aufnahmekapazität von 20°C warmer Luft bei 17g/m³, was 100% Luftfeuchtigkeit entspricht.

Insofern wäre selbst bei einer anfänglich sehr geringen rel. Luftfeuchtigkeit von 20% (=3,5g/m³) nach Verdunstung von einem Liter Wasser eine Luftfeuchtigkeit von 100% erreicht.

Wenn Sie nur 0,5 Liter Feuchtigkeit verdunsten, entspräche das zusätzlichen 8,3g/m³, was die anfängliche Luftfeuchtigkeit von 20% auf knapp 70% erhöhen würde (3,5g/m³ + 8,3g/m³ = 11,8g/m³).

Fazit: Wie Sie sehen, erhöht die Verdunstungsfeuchte aus nasser Wäsche die relative Luftfeuchtigkeit sehr stark.

Je kleiner das Raumvolumen und je kälter die Raumtemperatur, desto schneller erreichen Sie sogar 100% Luftfeuchtigkeit – regelmäßiges Lüften ist deshalb während des Trockenvorgangs erforderlich.

Wann ist nasse Wäsche als Luftbefeuchter empfehlenswert?

Wie Sie aus dem vorigen Abschnitt nun wissen, lässt sich durch das Trocknen nasser Wäsche die Luftfeuchtigkeit sehr einfach erhöhen.

Deshalb eignet sich diese Art der Luftbefeuchtung vor allem immer dann, wenn bei Ihnen zu niedrige relative Luftfeuchtigkeit herrscht. Der empfohlene Bereich ist in den meisten Räumen zwischen 40-60%.

Falls Sie über mehrere Tage hinweg deutlich niedrigere Werte messen – also 30% oder weniger – sollten Sie durchaus die Erhöhung der relativen Luftfeuchtigkeit anstreben.

Insbesondere in beheizten Räumen sinkt die relative Luftfeuchtigkeit sehr schnell in Bereiche, die unangenehm sind oder uns sogar gesundheitlich beeinträchtigen können. Symptome wie:

  • trockene, rissige Haut
  • brennende Augen
  • erhöhter Flüssigkeitsverlust (Dehydrierung)
  • Atembeschwerden
  • Anfälligkeit für Erkältungen

sind allesamt nachweislich mögliche Folgen von besonders trockener Luft.

Ist es schädlich, nasse Wäsche als Luftbefeuchter zu nutzen?

Wann immer behauptet wird, dass es schädlich wäre, nasse Wäsche in Zimmern zu trocknen, wird stets die zu hohe Luftfeuchtigkeit als Begründung angeführt.

Entgegen dieser häufig verbreiteten Behauptung gibt es jedoch keinerlei wissenschaftliche Belege dafür, dass hohe Luftfeuchtigkeit in irgendeiner Weise ungesund oder schädlich für den Menschen wäre.

Im Gegenteil, was nachgewiesen und bekannt ist, sind die negativen Folgen von zu trockener Luft.

Mehr über die Folgen von zu trockener Luft – sowie zu hoher Luftfeuchtigkeit – erfahren Sie hier.

Sehr hohe Luftfeuchtigkeit kann natürlich unser Wohlbefinden beeinflussen – bei warmen Temperaturen empfinden wir es dann als schwül.

Zudem stimmt es, dass über längere Zeit vorliegende hohe Luftfeuchtigkeit das Risiko für Schimmelbildung deutlich erhöht.

Allerdings ist es ein völliger Irrglaube, dass durch einmaliges oder sporadisches Wäschetrocknen in der Wohnung Schimmel entstehen würde.

Falls Sie nämlich stets für ausreichend Lüftung sorgen und die relative Luftfeuchtigkeit nicht dauerhaft über 70-80% steigt, wird Ihr Wäscheständer im Zimmer jedenfalls nicht zu Schimmelwachstum führen.

Wie Sie Ihre nasse Wäsche auch im Schlafzimmer trocknen, ohne Schimmel zu riskieren, erfahren Sie hier.

Welche Vorteile hat nasse Wäsche als Luftbefeuchter?

Gerade in der kalten Jahreszeit, wenn wir die Heizungen anstellen und dadurch die Luftfeuchtigkeit stark absinkt, bietet das Trocknen von nasser Wäsche eine einfache und nahezu kostenlose Möglichkeit, schnell und effektiv die Luftfeuchtigkeit zurück in den optimalen Bereich zu bringen.

Der große Vorteil bei dieser Methode ist, dass wir weder irgendwelche Geräte extra kaufen, noch sonstige unübliche Methoden verwenden müssen.

Wäschewaschen und das anschließende Trocknen gehören ohnehin zu den regelmäßigen Haushaltstätigkeiten und erfordert somit keinen extra Aufwand oder Kosten.

Anstatt die nasse Wäsche draußen oder im Keller aufzuhängen, können Sie den Wäscheständer einfach in den Raum stellen, der unter zu niedriger Luftfeuchtigkeit leidet.

Falls Sie einen Wäschetrockner besitzen, können Sie sogar Geld sparen und Ihre Wäsche schonen, indem Sie sie bei Bedarf auf dem Wäscheständer als Luftbefeuchter trocknen lassen.

Welche Nachteile hat nasse Wäsche als Luftbefeuchter?

Wie Sie eingangs gesehen haben, erhöht nasse Wäsche teilweise sehr stark und schnell die relative Luftfeuchtigkeit – diese Effektivität könnte unter Umständen zum Nachteil werden.

Weil selbst geringe Mengen nur moderat feuchter Wäsche schnell zu 80-100% Luftfeuchtigkeit führen können, sollten Sie die Luftfeuchtigkeit während des Trockenvorgangs unbedingt mit einem Hygrometer im Blick behalten.

Aller Wahrscheinlichkeit nach werden Sie während des Trocknens regelmäßig kurz Stoßlüften müssen, um die Luftfeuchtigkeit im angestrebten Bereich von 40-60% zu halten.

Zwar sind kurzfristige Feuchtigkeitsspitzen in aller Regel unproblematisch, allerdings trocknet Ihre Wäsche in sehr feuchter Luft immer langsamer – und schließlich gar nicht mehr (bei 100% Luftfeuchtigkeit).

Je nach Größe Ihres Zimmers empfinden Sie möglicherweise zudem als Nachteil, dass der Wäscheständer einiges an zusätzlichem Platz weg nimmt oder im Weg steht.

So nutzen Sie Ihre nasse Wäsche als Luftbefeuchter richtig

Bevor Sie sich dazu entscheiden, Ihre nasse Wäsche aktiv zur Luftbefeuchtung zu nutzen, sollten Sie sich unbedingt ein Hygrometer anschaffen.

Diese preiswerten Geräte messen zuverlässig die relative Luftfeuchtigkeit, welche Sie während des Wäschetrocknens unbedingt im Blick halten müssen.

Sollte Ihre anfängliche relative Luftfeuchtigkeit unter 40% betragen, kann das Raumklima durchaus von mehr Wasserdampf profitieren.

Nasse Wäsche trocknet in warmen, trockenen Räumen wesentlich schneller, als in kalten Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Während die Wäsche trocknet, sollten Sie regelmäßig die Fenster weit öffnen und stoßlüften, um die überschüssige Feuchtigkeit entweichen zu lassen.

Das wird immer dann nötig, wenn die Luftfeuchtigkeit 70% oder mehr beträgt.

So vermeiden Sie zu hohe Luftfeuchtigkeit und stellen außerdem sicher, dass die Wäsche weiterhin gut trocknen kann.

Welche Alternativen gibt es?

Es gibt durchaus spezielle Geräte zur Luftbefeuchtung, die Sie sich ins Zimmer stellen können.

Der Vorteil von solchen Luftbefeuchtern gegenüber einem Wäscheständer ist, dass Sie die gewünschte Luftfeuchtigkeit präzise einstellen können.

Die Geräte können zudem dauerhaft im Hintergrund laufen und sorgen so permanent für die optimale Luftfeuchtigkeit – nicht nur an den Tagen, wenn gerade nasse Wäsche getrocknet werden soll.

Außerdem nehmen sie nur unwesentlich Platz weg und fügen sich zudem durchaus unauffällig und harmonisch in das Design des Zimmers ein – ganz anders als ein Wäscheständer.

Allerdings benötigen diese Geräte in der Regel auch Strom – unter Umständen können Sie sich das Geld dafür sparen und Ihre zu trockene Luft selbst angehen.

Denn es ist eigentlich ganz leicht, die Luftfeuchtigkeit auf eigene Faust ganz einfach zu regulieren.

Falls Sie nicht den Platz für einen Wäscheständer in der Wohnung haben, gibt es andere Möglichkeiten zur Luftbefeuchtung.

Eine einfache Möglichkeit ist es, sich Pflanzen ins Zimmer zu stellen.

Diese sorgen ganz natürlich für ein angenehmeres Raumklima und verdunsten regelmäßig Wasser – allerdings in viel überschaubareren Mengen als nasse Wäsche.

Wenn Sie nach dem Duschen die Türen des Bades offen lassen, verteilt sich der Wasserdampf und erhöht die Luftfeuchtigkeit auch in anderen Zimmern.

Gleiches gilt in etwas geringerem Maß auch für die Küche, wo ebenfalls oft viel Wasserdampf entsteht.

Über beide Wege können Sie den ohnehin entstehenden Wasserdampf eines Raumes dazu nutzen, die Luftfeuchtigkeit in zu trockenen Räumen zu erhöhen.

Gleichzeitig sinkt dabei die zu hohe Luftfeuchtigkeit in Bad oder Küche und es findet ein Feuchtigkeitsausgleich über mehrere Räume statt.

Eine weitere passive Möglichkeit der Luftbefeuchtung sind alle Arten von Wassergefäßen. Natürlich können Sie diese gezielt aufstellen, eventuell kommen aber auch Aquarien oder Terrarien in Frage.

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