Darum läuft Wäsche im Trockner ein: 3 Gründe (& Tipps)

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Darum läuft Wäsche im Trockner ein

Kaum etwas ist bei der Hausarbeit ärgerlicher, als eingelaufene Sachen aus dem Trockner zu entnehmen.

Doch warum laufen Textilien im Trockner eigentlich ein?

Zu dieser Frage kursieren viele Mythen und Halbwissen, die wahren Gründe für das Einlaufen von Wäsche kennen allerdings die wenigsten.

Warum Ihre Wäsche im Trockner einlaufen kann, wie Sie das verhindern – und ob Sie eingelaufene Wäsche retten können – erfahren Sie jetzt.

Die 3 Gründe, warum Wäsche im Trockner einläuft

Die Gründe für das Einlaufen von Textilien sind in erster Linie im Ursprung des Materials begründet: zur Herstellung von Textilien werden grundsätzlich Kunstfasern oder Naturfasern verwendet.

Naturfasern werden von Pflanzen oder Tieren gewonnen – typische Beispiele dafür sind Baumwolle, Seide, Leinen oder Schurwolle.

Es sind nämlich genau diese Naturfasern, die vor allem von sogenannter Schrumpfung betroffen sind, wie es Wissenschaftler und Textilexperten nennen (im Englischen: shrinkage).

Doch warum sind es ausgerechnet und praktisch ausschließlich diese Naturfasern, die von Schrumpfung und Einlaufen betroffen sind?

Der Grund ist, dass die Pflanzenfasern der Baumwollblüten, die Tierhaare der Schurwolle sowie Seidenfäden von Natur aus gekräuselt, gewellt und ineinander verwickelt sind.

Um aus ihnen also Textilien machen zu können, müssen sie zunächst entflochten, gedehnt und gestreckt werden, bevor sie als gerade Fasern zu Garn verarbeitet werden.

Allerdings „vergessen“ die Naturfasern nicht ihre ursprüngliche, natürliche Form – und wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, kehren sie dankend in diesen Zustand zurück.

Genau diese Möglichkeit, sich wieder zusammenzuziehen und zu kräuseln, wird den Naturfasern im Wäschetrockner durch Hitze und mechanische Einwirkung geboten – das Ergebnis ist die Schrumpfung der Wäsche.

Wissenschaftler haben in diversen Studien folgende verschiedene Arten von Schrumpfung herausgefunden, welche beim Waschen und Trocknen von Naturfasern ablaufen:

1. Entspannungsschrumpfung

Schrumpfung durch Entspannung basiert auf der wasserliebenden Eigenschaft von Textilfasern und tritt deshalb besonders bei saugfähigen Materialien auf.

Da alle Naturfasern mehr oder weniger saugfähig sind, speichern sie das in der Waschmaschine aufgesaugte Wasser und quellen dadurch auf.

Dadurch verkürzen sich die Fasern und das Wäschestück wird etwas kleiner, was auch durch das anschließende Trocknen nicht wieder rückgängig gemacht wird.

Sobald das Wasser verdunstet ist, sorgt die zusätzliche Hitze im Trockner für ein weiteres Zusammenziehen der Fasern.

Die gute Nachricht: der Effekt durch die Entspannungsschrumpfung ist mit nur etwa 1% Verkleinerung des Wäschestücks praktisch vernachlässigbar und würde für sich alleine genommen wohl gar nicht bemerkt werden.

Zudem ist Baumwolle generell weniger von dieser Art von Schrumpfung betroffen, Seide hingegen relativ stark.

2. Verfilzungsschrumpfung

Wenn man die Naturfasern von Baumwolle, Leinen, Schurwolle oder Seide unter dem Mikroskop betrachtet, lassen sich Schuppen an den Fasern erkennen.

Das ist ganz ähnlich den Schuppen eines menschlichen Haares, allerdings sind diese Schuppen bei Naturfasern wesentlich ausgeprägter.

Unter dem Einfluss von Hitze und Feuchtigkeit öffnen sich diese Schuppen zunächst und stehen dadurch weiter nach außen ab.

Durch die mechanische Belastung im Trockner werden die Fasern dann gegeneinander gerieben, wodurch sich die Schuppen nebeneinanderliegender Fasern ineinander verhaken – ganz ähnlich wie bei Widerhaken oder Klettverschlüssen.

Durch diesen Vorgang verfilzen die Fasern also auf mikroskopischer Ebene und das Wäschestück wird somit als Ganzes kompakter, dichter und kleiner.

Verfilzungsschrumpfung wird manchmal auch als fortschreitende Schrumpfung bezeichnet, weil sie bei jedem Waschen und Trocknen des Textils auftritt und somit weiter fortschreitet.

Im schlimmsten Fall kann damit aus Ihrem Wollpullover ein regelrechtes Filzknäuel werden.

3. Verdichtungsschrumpfung

Der größte Schaden kann durch diese Art der Schrumpfung beim Trocknen passieren: sie ist der Grund, warum Kleidungsstücke im ungünstigstem Fall gleich mehrere Kleidungsgrößen einlaufen und Ihr Lieblingspulli plötzlich Ihrem Haustier passt.

Wie eingangs angesprochen werden Naturfasern bereits während der Herstellung des Kleidungsstücks großen Zugkräften ausgesetzt, um sie zu strecken und zu entkräuseln, damit sie als langes, gerades Garn verarbeiten zu können.

Außerdem lassen sich durch derart stark gespannte und lang gestreckte Fasern auch Material und somit Kosten bei der Textilherstellung sparen.

Bei der Verdichtungsschrumpfung werden diese Zugkräfte und Spannungen in den Textilfasern durch die kombinierte Einwirkung von Hitze, Feuchtigkeit und mechanischer Belastung gelöst.

Dadurch kehren die Naturfasern ein Stück weit wieder in ihre ursprüngliche, natürliche Form und Länge zurück – je mehr sie bei der Herstellung gestreckt wurden, desto größer fällt der Schrumpfungseffekt aus.

Die gute Nachricht ist jedoch: obwohl diese Art der Schrumpfung das Kleidungsstück dramatisch einlaufen lassen kann, passiert das in der Regel nur beim ersten Waschen und Trocknen.

Laufen alle Textilien im Trockner ein?

Wie Sie aus den vorangegangenen Abschnitten sicher bereits wissen, besteht die Gefahr des Einlaufens vor allem bei Textilien aus Naturfasern wie Baumwolle, Leinen, Seide und Wolle (Schaf, Kaschmir, etc.).

Auf Erdöl basierende Kunstfasern wie Polyester, Polyacryl oder Elasthan sind hingegen weit weniger von Einlaufen betroffen.

Das liegt einerseits an ihrer geringen Saugfähigkeit und zum anderen daran, dass Synthetikfasern relativ glatte Faseroberflächen haben, die nicht zum verfilzen neigen.

Außerdem werden Polyesterfasern oft aus einer einzigen, langen Kunstfaser hergestellt, die anders als Baumwolle oder Leinen nicht verdrillt und verflochten werden muss – dadurch stehen die Kunstfasern nicht unter Spannung.

Natürlich besteht bei Kunstfasern bei zu hoher Temperatur die Gefahr des Schmelzens, doch das wäre ausschließlich die Folge einer falschen Programmauswahl – was wir hier ausklammern.

Aufgrund der Gefahr des Einlaufens von Naturfasern behandeln einige Hersteller ihre Textilien chemisch, um die Gefahr des Verfilzens und Schrumpfens zu verringern.

Auch Vorwaschen oder Vortrocknen der Fasern schon vor der Verarbeitung durch den Hersteller sind effektive Möglichkeiten, zukünftiges Einlaufen auf ein Minimum zu reduzieren.

Wie lässt sich das Einlaufen verhindern?

Das Wichtigste, was Sie zur Vermeidung von eingelaufener Wäsche tun können, ist das Pflegeetikett zu befolgen.

Wenn das Kleidungsstück ein durchgestrichenes Trocknersymbol hat (ein Kreis in einem Quadrat) und Sie es dennoch in den Trockner geben, gehen Sie ein Risiko ein.

Ein weiterer wichtiger Punkt beginnt bereits beim Kauf der Textilien: bevorzugen Sie möglichst vorgewaschene Textilien – oft auch als pre-washed oder pre-shrunk bezeichnet.

In diesem Fall hat der Textilhersteller die Kleidung bereits Wasser und Hitze ausgesetzt, wodurch die Wahrscheinlichkeit drastisch sinkt, dass sie noch weiter einläuft, wenn Sie sie Zuhause waschen und trocknen.

Auch die Textilverarbeitung und die Webstruktur spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle:

So hat eine Studie gezeigt, dass dicht gewebte Naturfasern wie Jeans oder andere dichte Baumwollkleidung weniger einläuft als locker gewebte oder gestrickte Kleidung aus den gleichen Fasern, wie etwa Pullover.

Zu guter Letzt spielt natürlich auch die Art Ihres Trockners eine Rolle: moderne Wärmepumpentrockner mit ihren geringen Temperaturen und Schonprogrammen reduzieren die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Wäsche im Trockner einläuft.

Die sicherste Variante, um Einlaufen zu verhindern, ist, die Wäsche nur kalt zu waschen und an der Luft trocknen zu lassen.

Besonders empfindliche Textilien sollten Sie im Zweifel zur Trockenreinigung bringen, weil selbst kaltes Wasser Fasern schrumpfen lässt – wenn auch nur in begrenztem Umfang.

Kann man eingelaufene Wäsche „retten“?

Leider ist es extrem schwierig bis unmöglich, einmal verloren gegangene Spannung aus den Naturfasern wieder herzustellen, wenn das Kleidungsstück durch Verdichtungsschrumpfung eingelaufen ist.

Was eventuell begrenzen erfolgt bringt, ist die Bearbeitung mit Dampf und hohen Temperaturen:

Drehen Sie das Kleidungsstück auf links und bügeln Sie es unter Spannung mit viel Dampf – halten Sie die Spannung bei, bis das Textil abgekühlt ist.

Das kann insbesondere bei Wolle recht gut funktionieren, solange sie nicht verfilzt ist (Verfilzung ist praktisch immer irreversibel).

Leider ist der Erfolg mit der Dampfmethode oftmals nur vorübergehend, denn beim nächsten Waschen schrumpft das Textil dann in der Regel wieder.

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