Ist das Kühlmittel im Kühlschrank giftig? (Was Sie wissen müssen)

faktengeprüft

Ist das Kühlmittel im Kühlschrank giftig

Besteht Gefahr für Mensch und Umwelt, wenn das Kältemittel eines Kühlschranks austritt?

Generell gilt: die in halbwegs modernen Kompressorkühlschränken verwendeten Kältemittel sind ungiftig und weitgehend unbedenklich.

Allerdings gibt es einige wichtige Ausnahmen, bei denen durchaus Gefahr besteht.

Was Sie über Kältemittel in Kühlschränken wissen sollten, erfahren Sie jetzt.

Ist in Kühlschränken wirklich Kühlmittel?

Nein, es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Kühlschränke Kühlmittel enthalten.

Denn trotz der Ähnlichkeit der Bezeichnungen besteht folgender entscheidender Unterschied zwischen Kühlmitteln und Kältemitteln:

Kältemittel sind im Gegensatz zu Kühlmitteln in der Lage, durch Kompression und Ausdehnung das zu kühlende System deutlich unter die Umgebungstemperatur abzukühlen – wie etwa bei Kühlschränken oder Klimaanlagen.

Im Gegensatz dazu können Kühlmittel lediglich Wärme von einem zu kühlenden System abführen, es jedoch nicht unter die Umgebungstemperatur abkühlen.

Kühlmittel werden deshalb in erster Linie zur Vermeidung von Überhitzung in Industrie und Technik verwendet – beispielsweise zur Kühlung von Verbrennungsmotoren.

Typisch für praktisch alle Kältemittel ist zudem ihre kontinuierliche Änderung des Aggregatzustandes im Kältekreislauf – durch Verdichtung verflüssigt sich das Kältemittel und wird bei Ausdehnung gasförmig.

Sind Kältemittel im Kühlschrank giftig?

Heutzutage werden in Kühlschränken als Kältemittel fast ausschließlich ungiftige Kohlenwasserstoffe verwendet.

Deren Verwendung sowie Anforderungen an Sicherheit und Umwelt ist in der DIN EN 378 geregelt.

Die Bezeichnung von Kältemitteln regelt die DIN 8960, bis auf wenige Ausnahmen setzen sich die Namen aus einem „R“ (engl. refrigerant) gefolgt von zwei bis vier Ziffern und eventuell Buchstaben zusammen.

Die in halbwegs modernen Kühlschränken am häufigsten genutzten Kohlenwasserstoffe sind Isobutan (R-600a), Propan (R-290) oder Ethan (R-170).

Hinweis: Obwohl diese Kohlenwasserstoffe ungiftig sind, wirken sie in hohen Dosen narkotisierend und erstickend.

Allerdings sind die in einem Kühlschrank enthaltenen Mengen dafür viel zu gering, um bei Austreten auch nur ansatzweise eine Gefahr dazustellen.

Sehr alte Kühlschränke oder solche aus dem Ausland können jedoch möglicherweise giftige Kältemittel enthalten.

Ammoniak beispielsweise wird bereits seit über 130 Jahren als Kältemittel eingesetzt und wird auch heute noch in vielen Industriebereichen genutzt – etwa in Tiefkühlhäusern, Brauereien oder Eislaufbahnen.

Sehr alte Kühlschränke können Ammoniak anhalten – allerdings sind diese dann mindestens 80 Jahre alt und somit schon eher Museumsstücke. Aber auch beim Camping und in Wohnmobilen beliebte Absorber-Kühlschränke enthalten oft Ammoniak.

Für Ammoniak als Kältemittel spricht, dass es eine sehr hohe Kälteleistung hat, natürlich vorkommt und zudem weder klimaschädlich noch brennbar ist.

Der große Nachteil von Ammoniak ist jedoch, dass es beim Einatmen sehr giftig ist und stark ätzend auf Lungen und Augen wirkt. Außerdem bildet es bei Kontakt mit Wasser eine basische (ätzende) Lösung.

Allerdings sind Vergiftungen durch Ammoniak sehr selten, weil bereits kleinste, ungefährliche Konzentrationen in der Luft einen stark stechenden Geruch verursachen – was somit ein effektives natürliches Warnsystem darstellt.

Ist das Kältemittel des Kühlschranks brennbar?

Ja, alle halbwegs modernen Kühlschränke nutzen als Kältemittel brennbare Kohlenwasserstoffe, vorwiegend Isobutan.

Kohlenwasserstoffe wie Isobutan, Butan oder Propan sind natürliche Bestandteile von Erdgas und werden deshalb nicht nur als Kältemittel, sondern auch direkt als Brenngas verwendet – etwa in Gasflaschen, Feuerzeugen oder Campingkochern.

Wegen ihrer Brennbarkeit werden Kohlenwasserstoffe übrigens nur dort als Kältemittel eingesetzt, wo nur sehr geringe Füllmengen erforderlich sind – etwa in Kühlschränken oder Klimaanlagen.

Bei größeren Kälteanlagen und Wärmepumpen – vor allem im industriellen Bereich mit entsprechenden Anforderungen an Brand- und Explosionsschutz – werden aus diesem Grund oft nicht brennbare Kältemittel wie etwa CO2 verwendet.

Sind Kältemittel im Kühlschrank umweltschädlich?

Die heutzutage üblicherweise verwendeten Kohlenwasserstoffe haben keinerlei ozonabbauende Wirkung und nur ein vernachlässigbares Treibhausgaspotenzial – insbesondere aufgrund der sehr geringen Füllmenge und des geschlossenen Kreislaufs.

Das unterscheidet sie deutlich von den teil- oder vollhalogenierten Kohlenwasserstoffen – wie etwa Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) – die entweder die Ozonschicht zerstören oder ein extrem hohes Treibhauspotenzial haben (oder beides).

Insbesondere Kühlschränke aus den 80er Jahren oder früher enthalten sehr wahrscheinlich das sehr umweltschädliche Kältemittel FCKW.

Dabei schienen FCKW als wohl bekannteste Vertreter der halogenierten Kohlenwasserstoffe anfangs ideale Kältemittel zu sein – ungiftig, nicht brennbar, sehr beständig und gute Kälteeigenschaften.

Diese Einschätzung änderte sich allerdings dramatisch, als in den 80er Jahren die extrem schädliche Wirkung von FCKW auf die Ozonschicht entdeckt wurde.

In seltener Einigkeit verpflichtete sich daraufhin praktisch die gesamte Welt im Montreal-Protokoll dazu, die Verwendung von FCKW einzustellen.

Übrigens ist auch Ammoniak ein klimaneutrales Kältemittel, was weder einen Treibhausgaseffekt noch eine ozonschädigende Wirkung hat.

Kann das Kältemittel aus dem Kühlschrank austreten?

Eigentlich ist der Kühlkreislauf eines Kühlschranks ein geschlossenen System, was über die gesamte Lebensdauer des Gerätes dicht sein sollte.

Allerdings können sowohl durch Fehler bei der Produktion sowie durch Beschädigungen beim Transport oder Bewegen des Gerätes Undichtigkeiten entstehen, wodurch Kältemittel austreten kann.

Insbesondere die Rückseite des Kühlschranks mit den recht ungeschützt angebrachten Leitungen des Kondensators und dem Kompressor sind relativ empfindlich für Beschädigungen.

Deshalb dürfen Kühlschränke niemals auf der Rückwand liegend transportiert werden, weil eine Beschädigung des Kühlsystems dann sehr wahrscheinlich ist.

Eine weitere häufige Ursache für die Beschädigung des Kältemittelkreislaufs ist, wenn Anwender mit spitzen oder harten Gegenständen versuchen, Eis von den Wänden des Tiefkühlfachs zu entfernen.

Dabei werden schnell die hinter den dünnen Kunststoffwänden liegenden Röhren des Verdampfers beschädigt, was zu einer irreparablen Beschädigung des Kühlschranks führt – er kann dann nur noch entsorgt werden.

Versuchen Sie also unter keinen Umständen, Vereisungen mit Gewalt zu entfernen sondern lassen Sie das Gerät von selbst abtauen.

Wie riecht Kältemittel von Kühlschränken?

Falls der Kühlkreislauf Ihres Kühlschranks beschädigt wird, hören Sie in der Regel ein Zischen beim Entweichen des Gases.

Darüber hinaus werden Sie wohl allerdings nicht viel davon merken, weil die heute verwendeten Kältemittel nicht nur durchsichtig und farblos, sondern auch fast geruchlos sind.

Zwar ist das heutzutage hauptsächlich verwendete Isobutan nicht ganz geruchlos, sondern riecht leicht süßlich.

Allerdings werden Sie das aufgrund der ohnehin geringen Menge im Kühlkreislauf höchstens dann wahrnehmen, wenn Sie recht nahe am Leck schnüffeln.

Ansonsten verteilt sich das Gas nämlich zu schnell in der Umgebungsluft, um wahrgenommen zu werden.

Das gleiche gilt übrigens bei älteren Kühlschränken, die eventuell noch FCKW enthalten – auch diese Gase sind geruchlos.

Nur für den Fall, dass Sie einen sehr alten Kühlschrank oder einen Absorbtionskühlschrank (etwa für Wohnmobile oder Camper) mit Ammoniak als Kältemittel haben, würden Sie austretendes Ammoniak durch seinen penetrant stechenden Geruch sofort wahrnehmen.

Kann man Kältemittel im Kühlschrank nachfüllen?

Nein, Kältemittel befinden sich in Kühlschränken in einem geschlossenen Kreislauf und müssen gar nicht nachgefüllt werden.

Deswegen hat der Kältemittelkreislauf übrigens auch gar keine Vorrichtung zum Auffüllen von Kältemittel.

Falls das Thema Nachfüllen dennoch zur Debatte steht, handelt es sich entweder um einen Produktionsfehler, wodurch von Anfang an zu wenig Kältemittel aufgefüllt wurde (sehr unwahrscheinlich).

Viel wahrscheinlicher ist, dass durch Beschädigungen am Kältemittelkreislauf Lecks entstanden sind, wodurch das Gas entweicht.

Allerdings ist in solchen Fällen die Reparatur je nach Ort der Beschädigung fast immer entweder unwirtschaftlich oder schlicht weg nicht möglich.

Versuchen Sie auf keinen Fall, das Problem selbst anzugehen sondern wenden Sie sich an den Herstellerservice oder einen Kältemittelexperten – und stellen Sie sich am besten schonmal auf eine Neuanschaffung ein.

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